Donau-Soja: Soja ohne Gentechnik

Landwirtschaft

Soja hat einen schlechten Ruf. Jährlich werden tausende Hektar Regenwald gerodet, genetisch veränderte Samen gesät und hochgiftige Pestizide verspritzt, um mehr Soja für unsere Nahrungsmittelwirtschaft zu produzieren. Ein Verein aus Österreich steuert nun dagegen. Mit eigenem Soja aus der Donauregion:

Noch messen die kleinen Sojapflanzen auf dem Testfeld bei Wien wenige Zentimeter. Wenn es nach Donau-Soja geht, sind sie der Grundstein
Ursula Bittner, Vereinsmanagerin von Donau-Soja pflegt ihre kleinen Schützlinge. 2013 hat der Verein rund 40.000 Tonnen Soja im Donauraum geerntet.  Michel Mehle

In Groß-Enzersdorf bei Wien, auf einem Feld zwischen einer Bundesstraße und  typisch österreichischen Häusern, sprießen kleine Sojapflanzen aus der Erde. Das Feld auf dem sie wachsen misst ungefähr 1,5 ha. Bald sollen es aber mehr werden: „Soja, gehört zu österreichischen Kultur, genauso wie die Kartoffel oder die Tomate“, sagt Ursula Bittner, Vereinsmanagerin von Donau-Soja. „Wir müssten nicht so viel Soja aus Übersee importieren, wenn wir mehr davon in Europa anbauen würden. Und wir haben klimatisch sehr gute Voraussetzungen dafür.“

Die Europäische Union produziert jährlich knapp eine Millionen Tonnen Soja. Das ist wenig, gemessen an den 33 Millionen, die sie importiert und noch weniger, verglichen mit den rund 240 Millionen Tonnen, die weltweit – allen voran in den USA, Brasilien und Argentinien – produziert werden. Der Verein Donau-Soja will den Anteil an selbst produziertem Soja in der EU erhöhen. „Wir sehen ein Potenzial für fünf Millionen Tonnen in der EU; vor allem im Donauraum“, sagt Bittner. Deshalb hätte Geschäftsführer Matthias Krön den Verein damals gegründet. Um eine Marke zu etablieren: Donau-Soja. Frei von Gentechnik und aus der Region.

13469410843780_1
Von der Schweiz bis ans Schwarze Meer: Die Region von Donau-Soja. Landwirtschaftsminister und Staatssekretäre aus zehn europäischen Staaten haben dem Verein bereits zugesagt, den Anbau von gentechnikfreiem Soja zu fördern. Donau-Soja

Denn, auch Österreich ist im Gegensatz zu offiziellen Statements nicht gentechnikfrei. Zwar sind die Produktion, der Verkauf und der Import gentechnisch veränderter Lebensmittel hier seit 1997 verboten. Doch Futtermittel für Nutztiere sind davon nicht betroffen. Fast 90 Prozent des in Österreich verwendeten Futtermittels aus Soja ist importiert. Drei Viertel davon sind gentechnisch verändert. Donau-Soja wollen mit ihrem Siegel Orientierung schaffen. Damit ihr Produkt auch garantiert gentechnikfrei ist, werden Verarbeitungsbetriebe wie Lagerstellen, Mischfutterwerke und Vermarkter von externen Stellen kontrolliert. Landwirte müssen eine Selbstverpflichtungserklärung unterschreiben, in der sie sich unter anderem dazu verpflichten keine genetisch Veränderten Organismen (GVO) anzubauen.

„Gensoja kann ich nur beklagen, aber ich kann es beim besten Willen nicht verändern. Es ist überall, vor allem in den Futtermitteln.“ Christian Rauffus ist der Geschäftsführer des deutschen Unternehmens Rügenwalder Mühle, das für Wurst und Schinkenwaren bekannt ist. 2012 hat sein Unternehmen mit rund 400 Angestellten über 170 Millionen Euro Umsatz gemacht. Die Verwendung von Gensoja sei aber unvermeidlich, sagt er im Interview mit „Eat Smarter!“ (Ausgabe Nr3/2014). Alexander Hissting, Sprecher des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) ist anderer Meinung: „Die Verfügbarkeit von gentechnikfreiem Soja ist ausreichend, um jede Kuh, jedes Huhn und jedes Schwein in Deutschland gentechnikfrei zu füttern“, schreibt er auf der Website des Verbands. Im Interview mit SmartCitiesConsulting sagt er, dass es einen Trend zu mehr gentechnikfreiem Soja gäbe: „Imcopa und Caramuru sind große Anbieter für rein gentechnikfreies Soja aus Brasilien. Aber auch reguläre Anbieter wie ADM bieten GVO-freies Soja an.“

Foto_Hissting_II
VLOG-Sprecher Alexander Hissting. VLOG

Allerdings, dieses Jahr gab es eine kleine Krise: „Vor Kurzem hat die Geflügelindustrie in Deutschland erklärt, ihre Tiere nicht mehr gentechnikfrei füttern zu wollen. Das ist ein Rückschlag für uns.“ Das Interesse an Gentechnikfreiheit wachse dafür bei Lebensmittelhändlern, sagt Hissting. Das sei ein positives Signal. Das gentechnikfreies Soja teurer ist als die genveränderte Variane will er als Argument nicht gelten lassen. „Es stimmt, gentechnikfreies Soja kostet pro Tonne etwa 80 Euro mehr als genverändertes Soja. Also insgesamt rund 500 Euro statt 400. Wenn man das auf den Konsumenten umlegt, müsste der aber nicht mehr als einen halben Cent mehr pro Liter Milch, oder rund 2 Cent mehr für Fleisch zahlen. Ich denke, dazu ist jeder bereit.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert