„El Niño“: Städte passen sich Wetterextremen an

Wasser

„El Niño“ ist das extremste Wetterphänomen Südamerikas und beeinflusst das Klima der ganzen Welt. Alle vier Jahre bringt er verheerende Wassermassen und langanhaltende Dürre über die Andenstaaten. Kaffebauern in Kolumbien haben sich an das Phänomen angepasst. Und trotzen ihm auf eine Art und Weise, die auch für moderne Städte interessant sein könnte.

Hundertausende Menschen in Südamerika haben den Januar 2016 in Notunterkünften verbracht, weil ihre Häuser überflutet wurden. In Afrika, Australien und dem nördlichen Südamerika herrschte dagegen die strengste Dürre seit Mitte der 90er Jahre. Verantwortlich dafür war das Wetterphänomen „El Nino“, das durchschnittlich alle vier Jahre eintritt und das das Weltklima erheblich verschärft.

Kolumbien gehört laut Klima-Risiko Index auch ohne „El Niño“ zu den am heftigsten vom Klimawandel betroffenen Gebieten der Welt. Mit starken Regenfällen und langen Trockenzeiten haben besonders die Kaffeebauern dort zu kämpfen. Kolumbien ist der weltweit dritt-größte Exporteur für Kaffee. „Die Auswirkungen des letzten ‚El Niño‘ spüren wir heute noch.“ Don Elias‘ Familie besitzt eine kleine Plantage nahe der touristischen Kleinstadt Salento mitten im sogenannten „Kaffeedreieck“, der Haupanbauregion für Kaffe in Kolumbien.

Wasser natürlich regulieren

„Die Ernste wird dieses Jahr geringer ausfallen“, sagt Kaffeebauer Don Elias. Dass der El Niño in Südmerika so heftig ausfällt, liegt auch an der voranschreitenden Abholzung. Bäume wirken als natürliche Wasserspeicher während starker Regenfälle. Ohne sie kommt es zu verstärkten Überschwemmungen, der Boden erodiert. Um sich besser an die extremen Klimabedingungen anzupassen, pflanzt Elias‘ Familie Kochbananen zwischen die Kaffeepflanzen. „Die Banane kann extrem viel Wasser speichern. Wenn es heiß ist, gibt sie dieses Wasser wieder über die Wurzeln ab.“ Das ist der Grund, weshalb sie trotz „El Niño“ im vergangenen Jahr 8 Tonnen Kaffee exportieren konnten. Das ist immerhin noch eine Tonne pro Hektar. Ohne dem Wetterphänomen ist es fast viermal so viel.

Kaffeebauer Don Elias in Salento setzt auf natürliche Regulation des Wassers durch Bäume und andere Wasserspeichernde Pflanzen.

Die Bananen sind nicht der einzige „Trick“ den Elias‘ Familie nutzt. Avocadobäume haben einen ähnlichen, natürlich regulierenden Effekt. Das ist wichtig, weil Wasser im sogenannten Kaffe-Dreieck eine knappe Ressource darstellt. Kaffebauern müssen mit dem Regen der fällt zurechtkommen.

Vorbild für Europa

Für viele Städte – auch in Europa – könnte das Vorgehen der Kaffebauern ein interessantes Vorbild sein, auch wenn Bananen (leider) nicht überall auf der Welt wachsen. In Deutschland und Schweden berechnen ForscherInnen die Resilienz von Städten unter anderem mit dem „Green Area Faktor„, der den Anteil an Grünfläche und Bewuchs im Gegensatz zu bebauter Fläche innerhalb einer Stadt misst. Unter dem CLARITY-Projekt haben sich Städte und nationale meterologische Anstalten in Spanien, Italien, Österreich und Schweden zusammengeschlossen, um die Resilienz von Städten zu verbessern.

Wenn der nächste „El Niño“ Sturzfluten und Dürreperioden bringt, wird Elias‘ Familie bestmöglich vorbereitet sein. Im besten Fall können europäische Städte davon etwas lernen.

 

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