Kunst gegen Müll – dieser Mann sammelt riesige Mengen an Plastik vom Strand

Recycling Wasser

„Holz, Plastik, undefinierbare Gegenstände – hier könnte ich im Grunde jeden Tag Kunst machen – so viel wie hier an den Strand geschwemmt wird.“ Chris Landrock hat innerhalb kürzester Zeit einen großen Sack mit Müll gefüllt. Er sammelt nebenberuflich und unentgeltlich seit mehr als sechs Jahren kiloweise Müll vom Strand, um daraus Kunstobjekte her- und auszustellen, aber vor allem, um der Natur Gutes zu tun und andere auf das Müllproblem aufmerksam zu machen. 

Im Interview (li. Reporterin DM, re. Chris Landrock)

 

„Ich bin immer wieder erschüttert, wie viel Plastik überall herumliegt, das in die Mägen von Vögeln und Fischen – und zuletzt auch in unsere Nahrungskette gelangt.“ Ursprünglich hat Chris Landrock Mathe und Sport studiert, betreibt mit einem Freund seit einigen Jahren eine Surfschule, in der er sechs Monate arbeitet, um dann wieder für das andere halbe Jahr Strände vom Müll zu befreien.

 

Plastikmüll in den Ozeanen ist ein weltweites Problem

„Ich fahre quer durch Europa, und das jedes Jahr: Spanien, Frankreich, Portugal… Dabei stelle ich leider fest, dass von Jahr zu Jahr die Müllberge wachsen. Ich bin nur in der Nebensaison unterwegs – dann, wenn die Strände verlassen und ungepflegt sind“, erzählt der Bremer. Für die Touristen wird im Sommer der Müll mit Baggern jeden Morgen abtransportiert, aber außerhalb der Saison Fehlanzeige.“ Beim Wegtransportieren des Mülls wird aber auch der Strandwall, also die natürliche Kante zerstört, die bei der Gezeitenwende durch die Wellen entsteht, ein Lebens- und Nahrungsraum vieler kleiner Tiere, Muscheln etc.

Hier in Nemiña, an der Nordwestküste Spaniens, hat Chris Landrock zusammen mit Studenten eine Woche lang den 1.200 Meter langen Strandabschnitt in einem „Cleanup-Kurs“ gesäubert; dabei herausgekommen sind 40 Säcke vollgefüllt mit Treibholz, Schwimmern von Booten, Kinderspielzeug, Pflegeprodukten und anderen Plastikgegenständen, die sich nicht mehr zuordnen lassen. Fische verwechseln die winzigen, abgebrochenen Teilchen, bzw. Mikroplastik, mit Plankton. Smart Cities Consulting berichtete

Die Europäische Kommission setzt sich für strengeren Umweltschutz ein. Ab 2030 sollen alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recyclebar sein. Doch bis dahin treiben weiterhin Müllmassen in den Meeren. Plastik braucht 500 Jahre, um zu verrotten.

„No clean sea, no you and me”

In Flensburg aufgewachsen, hat Chris Landrock schon früh einen Bezug zum Meer gehabt, doch erst durch das regelmäßige Surfen schwamm er wortwörtlich häufig im Müll. Anfangs sammelte er nur das Treibholz ein, aus dem er Möbel baute. Nach zahlreicher positiver Resonanz, startete er den Verkauf und das Zusammenstellen von Plastikcollagen und -skulpturen. Zuletzt folgten 2010 die Gründung des Unternehmens „Meerkreativität“ und mehrere, inzwischen weltweite Ausstellungen. 

Die Slideshow zeigt, wie Chris Landrock innerhalb kürzester Zeit neue Kunstobjekte entwickelt:

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Nach dem Prinzip „No clean sea, no you and me“ lebt Chris Landrock und verbreitet diese Botschaft in Kindergärten, Schulen und Universitäten. Mit den Kindern zusammen bastelt er „lustige“ Müllmännchen und in seiner Surfschule gibt er einmal wöchentlich Kurse zum Thema Nachhaltigkeit. „Jeder einzelne macht die Masse aus, deshalb sollte sich jeder an die eigene Nase fassen und versuchen, so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Es ist längst überfällig, neue Handlungsweisen zu erkennen und plastikfreie Alternativen zu wählen.“ Fisch kommt bei ihm im Übrigen – seit er sich mit vermüllten Ozeanen befasst – nicht mehr auf den Tisch.

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