Wie dieses Gefährt Brasiliens Bauern die Arbeit erleichtert und dabei auch noch nachhaltig unterwegs ist

Landwirtschaft Mobilität

Das österreichische Unternehmen „Atmove“ hat das Multifunktionsfahrzeug „CH4PA“ (zu dt. „Kumpel“) nach Brasilien gebracht, das den Farmern bei der Arbeit helfen und ihre Produktivität steigern soll. Der auf biomethan-basierende Luxustrecker ist ein Allrounder und steht für zwei Fahrzeuge in einem. Smart Cities Consulting hat mit Atmoves Geschäftsführer Georg Wagner gesprochen.

Georg Wagner, Geschäftsführer von Atmove und Spirit Design

 

Atmove“ ist das österreichische Spin-of-Unternehmen von „Spirit Design„, einem Wiener Designunternehmen, das seit 25 Jahren erfolgreich tätig ist: Zu den Kunden zählen die Vereinten Nationen (UNO), die Telekom Austria und die International Business Machines Corporation (IBM). Heute besteht die Firma aus 20 Mitarbeitern, Geschäftsführer sind Daniel Huber und Georg Wagner. 

 

 

Am Dreiländereck Argentinien, Paraguay und Brasilien: An dieser Stelle teilt ein Fluss die drei Länder. Foto: DM

 

Spirit Design entwickelt nachhaltige Produkte, Services und Marken. Nicht nur in Österreich oder Europa, sondern auch in Brasilien ist das Unternehmen tätig. „Durch eine Kooperation mit „Itaipu PTI“, gelegen im Dreiländereck Brasilien, Argentinien und Paraguay haben wir den Bedarf der Bauern dort erkannt, analysiert und eine Lösung entwickelt“, sagt Georg Wagner.

 

 

 

Unser Ziel war es, die österreichische Technologie zu „tropikalisieren“

Das ist der CH4PA.

Das Unternehmen spezialisiert sich bereits seit einigen Jahren darauf, welche Fahrzeuge besonders geeignet für Entwicklungs- und Schwellenländer sind. Das sind solche, die ländlichen Regionen wirklich helfen und noch dazu leistbar sind. „Wir fanden heraus, dass Bauern sowohl Trecker für die Feldarbeit, als auch Pickups für den Transport brauchen. Die Trecker dürfen auf der Straße dort allerdings nicht fahren, daher muss für den Transport ein Pickup her. Somit war klar, dass der CH4PA beides können muss. Er ist an die Bedürfnisse von Kleinbauern angepasst. Unser Ziel war es, österreichische und europäische Technologie im Bereich Biogasproduktion zu „tropikalisieren“ (Anm. d. Red. „tropicalization“ meint hier die Anpassung eines Materials, Geräts oder Technik an die klimatischen und erforderlichen Bedingungen der tropischen Umgebung, ohne die dortigen Materialien zu verschwenden).

…und das ist MoBi, der Tanklaster.

Die Verwendung von Biogas ist in Brasilien nicht entwickelt, darf aber genutzt werden. Biogas muss nicht nur als Treibstoff dienen, es kann auch Strom erzeugen. „Das Potenzial ist enorm, da die Regionen um Itaipú viel Vieh, also Gülle haben, genauso wie Abfälle und Zuckerrohr. Das reduziert die Landwirtschaftsabfallprobleme. Noch dazu kommt, dass Diesel in Brasilien verhältnismäßig teuer ist, ein Kleinbauer gibt mitunter 50 Prozent seines Einkommens für Treibstoff aus. Biogas kostet die Hälfte.“ Um das Biogas tanken zu können, soll pro Region ein Tankfahrzeug namens MoBi (Mobile Upgrading Truck) mitgeliefert werden. Dieses verwandelt Biogas in Bio-CNG, also Methan.

Leistbares Landwirtschaftsfahrzeug mit mobiler Tankstelle

Bei einer Besprechung in Itaipú.

In Zusammenarbeit mit CIBiogas wurde das Projekt seit 2013 vorangetrieben, im Scania-Werk wurde das Demonstrationsfahrzeug 2015 produziert und 2016 von Atmove nach Brasilien ­­exportiert. Das mit Biogas betriebene Multifunktionsfahrzeug hat bis zu 120 PS und kann mehr als zwei Tonnen transportieren – das auch auf der Straße. Außerdem lassen sich andere Geräte für die Feldarbeit anhängen. Kosten soll der „CH4PA“ um die 30.000 Euro. Ein neuer Traktor kostet in Brasilien mehr und die Ladefunktion fehlt dann eben. „Unser nächstes Ziel ist es, Biogasregionen zu definieren, also wo Bauern beieinander leben und den CH4PA gebrauchen können, sodass man dort dann dementsprechende Biogasanlagen errichtet.“

So soll die Biogasanlage dann aussehen.

Ein Schritt in die richtige Richtung ist das Projekt – auch wenn es noch in der Kinderschuhen steckt: Bislang steht noch nicht fest, ob der CH4PA in Serie produziert wird.  

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