Crowdfunding statt Sparbuch
Ein neues Gesetz soll Crowdfunding in Österreich massentauglich machen. Auf dem Wiener Crowdfunding Symposium wurde besprochen, was sich dadurch in Zukunft ändern wird.
Crowdfunding wächst. Seit 2012 ist das Marktvolumen für alternative Finanzierungsformen in Europa auf rund drei Milliarden Euro gestiegen. Bis Ende 2015 sollen es sogar sieben Milliarden Euro werden. Eine Deckelung des rasanten Wachstums ist nicht in Sicht. Erst recht nicht in Österreich, wo vor Kurzem das Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) beschlossen wurde.
Das AltFG ist ein neues Gesetz, das vor allem Crowdinvesting erleichtern soll, also die Finanzierung eines Projekts durch den Verkauf von Anteilen. Bisher mussten Projektleiter ab einer Finanzierungssumme von 250.000 € einen Kapitalmarktprospekt erstellen – und der kann schnell um die 50.000 Euro kosten. Seit Juli diesen Jahres gehört das aber der Vergangenheit an. Eine reduzierte Prospektpflicht gilt seitdem erst ab einem Finanzierungsbetrag von 1,5 Millionen Euro. Ein voller Prospekt wird erst ab fünf Millionen Euro Projektvolumen verpflichtend.
Zwischen KMU-Förderung und Risikofinanzierung
Jetzt sollen vor allem KMUs die Möglichkeit haben, ihr Unternehmen über Crowdinvesting (Start-)zu finanzieren. Wolfgang Deutschmann, Teilnehmer des Crowdfunding Symposiums und Gründer von Green Rocket, hofft deswegen auf neue Projekte bei seinem neuesten Startup, der Immobilien-Plattform Home Rocket.
Auch für Anleger gibt es in Zukunft klare Regeln. Nicht mehr als 5.000 € pro Jahr kann in ein Projekt investiert werden. Es sei denn, das monatliche Nettoeinkommen übersteigt die 2.500 € Grenze oder die Investition betrifft nicht mehr als zehn Prozent des Finanzanlagevermögens. „Trotzdem“, sagt Crowdfunding-Experte Reinhard Willfort von der Crowdinvestingplattform 1.000×1.000, „wer das Geld zum Leben braucht, sollte es nicht in Crowdinvesting stecken. Es bleibt eine Risikofinanzierung.“
Zwischen alternativer Börse und Crowdbusiness
Wie es mit Crowdfunding weitergehen könnte zeigen etwa Plattformen wie Alternativa aus Frankreich oder Cadia aus Bulgarien. Hier können Anteile aus Projekten der Plattform unter den Investoren gehandelt werden – wie bei einer kleinen Börse. „Es ist eine Frage der Zeit bis so etwas mal Plattformübergreifend passiert“, sagt Willfort. Auch wenn sich in vielen Ländern dafür erst ein mal die rechtliche Situation ändern müsste. In den USA ist mit CFX allerdings schon die erste „Börse“ entstanden. Das Unternehmen aus Chicago vernetzt bisher Anleger von vier Crowdfundingplattformen im Immobilien- und Franchise-Bereich.
Crowdfunding kann sich aber auch in eine andere Richtung bewegen. „Ich sehe die Crowd als Ressource und Infrastruktur“, sagt Reinhard Willfort. Das Modell seiner Plattform geht über die einmalige Crowdfundingaktion hinaus. „Wir entwickeln eine Unternehmensstrategie mit der Crowd. Das beginnt mit Crowdsourcing, geht über in ein Funding und die Verbreitung einer Idee, in eine Feedbackschleife und kann je nach Lebenszyklus eines Produkts, wiederholt werden.“ Die neue, ganzheitliche Strategie nennt sich Crowdbusiness. Sie soll eine Community fest in die Produktionsabläufe eines Unternehmens mit einbinden.
Crowdfunding soll massentauglich werden
Das Alternativfinanzierungsgesetz ist eine Art Doping für eine ohnehin schon schnell wachsende Branche. Allerdings sind die neuen Rahmenbedingungen auch nötig, um im europäischen Wettbewerb als attraktiver Standort zu gelten. In England, Spanien oder Kroatien gibt es gar keine Prospektpflicht unter einem Volumen von fünf Millionen Euro. Österreich hat sich mit dem AltFG gut positioniert, darin sind sich die Teilnehmer des Symposiums einig. Wohin es mit der jungen Finanzierungsform in Zukunft auch gehen wird: Elfriede Sixt, Initiatorin des Crowdfunding Symposium ist hofft, dass es bald in der breiten Gesellschaft ankommen wird.
Weitere Informationen zu Crowdfunding:
Buch: Elfriede Sixt – Schwarmökonomie und Crowdfunding: Webbasierte Finanzierungssysteme im Rahmen realwirtschaftlicher Bedingungen.
Schreibe einen Kommentar