Der Energy Globe Award 2014: Wirtschaften für die Zukunft

Förderungen

Er ist so etwas wie der Oskar der Nachhaltigkeit. Der Energy Globe Award zeichnet Projekte aus, die Lösungen für besonders dringende Probleme im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltschutz suchen. SCC berichtet vor Ort.

Der Energy Globe Award wurde schon von Kofi Annan, Robin Gibb (Bee Gees), Peter Falk (Columbo) und Michail Gorbatschov verliehen.  Am 25. März fand die regionale Version dieses Preises in Wien statt.

Titelbild
Zum sechsten Mal wird der Energy Globe Award Wien verliehen. Dieses Mal im 200 Jahre alten Kuppelsaal der TU Wien. mime

Rund 100 Besucher hatten sich im Kuppelsaal des alten TU-Gebäudes in Wien versammelt, um der Verleihung des Energy Globe Award Wien beizuwohnen. Die Wirtschaftskammer Österreich und die Energy Globe Foundation organisierten den Abend, um Wiener Nachhaltigkeitsprojekte auszuzeichnen.

Zur Eröffnung sprachen Michael Getzner und Johann Fellner von der TU Wien über die Ökonomie der Nachhaltigkeit. „Wirtschaftswachstum ist immer mit dem Verbrauch knapper Ressourcen verknüpft“, sagt Professor Getzner. Allerdings tauche der in keinem BIP auf. „Wir verbrauchen unsere Ressourcen und verbuchen das dann als Gewinn“, fasst er den Denkfehler solcher Register zusammen. Andere Indizes wie die „Umweltgesamtrechnung“ oder der „Index of Sustainable Economic Welfare“ würden diese Faktoren zwar berücksichtigen, positive Nachrichten hat Getzner deswegen aber nicht: In fast allen Ländern wäre ein Wirtschaftswachstum mit dem Verbrauch von Ressourcen gekoppelt. „Ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum gibt es in diesem Sinne nicht“, sagt er.

Wie viel Rohstoffe verbraucht ein Mensch eigentlich durchschnittlich zeit seines Lebens?
Zeit seines Lebens verbraucht ein Mensch rund 1.100 Tonnen verschiedener Rohstoffe. mime

Da Wirtschaftswachstum aber das erklärte Ziel aller Staaten sei, müssten Alternativen gefunden werden. Johann Fellner stellt zwei neue bzw. alte Quellen vor. „Urban Mining und Landfill Mining sind Wege, bereits verwendete Ressourcen wieder zu verwenden“, sagt Fellner. Beim Urban Mining gilt die Stadt als Mine. Rohstoffe werden aus abgerissenen Gebäuden oder überflüssigen Produkten gewonnen. Die Norwegische Stadt Norrköping beherberge allein 560 Tonnen Kupfer, verbaut in stillgelegten Leitungen unter der Stadt. Urban Mining sucht Wege, diese Ressourcen rückzugewinnen. Beim Landfill Mining konzentriert sich der Ressourcenabbau auf Mülldeponien. So vielversprechend das Konzept klingen mag: so einfach ist es leider nicht. Gerade beim Urban Mining übersteigen die Kosten zur Rückgewinnung oft den Marktwert der Rohstoffe um ein Vielfaches. Und wirklich nachhaltig ist auch dieses Konzept nicht – denn es verschiebt das Problem der endlichen Ressourcen nur, anstatt es zu lösen.

Die Preisträger des Abends haben sich intensiv mit wirklich nachhaltigen Lösungen auseinandergesetzt. Der Gesamtsieger des Abends, das Unternehmen ab&cd innovations GmbH, hat ein chemisches Verfahren zum Patent angemeldet, mit dem sich Glycerin in Milchsäure umwandeln lässt. Glycerin fällt in hohem Maße als industrieller Reststoff bei der Herstellung von Biodiesel an, sowie bei der Verarbeitung von Soja und Palmöl. Milchsäure wird immer mehr nachgefragt, denn sie ist ein wichtiger Bestandteil der Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie und Ausgangspunkt für „Biokunststoffe“ wie PLA (Polymilchsäure).

Die Gesamtsieger des heutigen Abends.
Die Gesamtsieger des heutigen Abends: Brigitte Lemmerhofer, Amitava Kundu und Sabine Aicher von ab&cd innovations. mime

In den Kategorien „Erde, Feuer, Wasser, Luft und Jugend“ hat Wolfgang Neumann, Gründer des Energy Globe Awards, weitere Urkunden verliehen. Den Sieg in der Kategorie „Erde“ konnte das Unternehmen ab&cd innovations GmbH ebenfalls für sich einheimsen. Doch auch in den anderen Kategorien waren spannende Projekte dabei. Überzeugt haben die Jury in der Kategorie „Feuer“ E-LOG-Biofleet Schenker & Co. AG mit ihren Logistik-Fahrzeugen mit Brennstoffzellen-Hybridantrieb und in der Kategorie „Wasser“ Ebswien Hauptkläranlage mit Österreichs größter Energieselbstversorge-Anlage. In der Kategorie „Luft“ gewann Donau Soja, die in der Donauregion die Sojaproduktion fördern, um gegen den genveränderten Import anzukämpfen. In der letzten Kategorie „Jugend“ freuten sich die Initiatorinnen des Projekts Blukone blended learning von der FH Wien über ihre Auszeichnung. Das Unterrichtskonzept beschreibt das nachhaltige Energiemanagement in Bezug auf game-based learning.

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