Interview: 3D Print Canal House

Produktion

Tosja Backer ist Expo-Manager des 3D Print Canal House, einem der ersten Häuser, das mit einem 3D Drucker hergestellt wird. Mit Smart Cities Consulting (SCC) spricht sie über Erfolge, Hürden und ihren berühmtesten Gast.

(c) DUS Architects
Tosja Backer (c) DUS Architects

SCC: „Tosja Backer, das 3D Print Canal House ist ein Forschungsprojekt von DUS Architects. Vor einem Jahr haben Sie mit dem Druck begonnen. Was ist das Wichtigste, dass Sie in diesem Jahr gelernt haben?“ Backer: „Wir haben viele verschiedene Materialien und Drucktechniken  ausprobiert und sozusagen auf offenem Feld gebaut. So haben wir direktes Feedback von der Öffentlichkeit, unserem Team und unseren Partnern bekommen können. Wir haben definitiv gelernt, dass ‚learning by doing‘ eine sehr wertvolle Herangehensweise für unser Projekt ist.“ SCC: „Was ist die Kehrseite einer solchen Herangehensweise?“ Backer: „Sie unterscheidet sich sehr stark vom konventionellen Bauprozess. Unsere Arbeit basiert sehr stark auf stetiger Forschung. Deshalb müssen wir Prozesse ständig verändern. Normalerweise werden Spezialisten oder Lehrbücher zu Rate gezogen. Hier beruht alles auf unserer eigenen Erfahrung.“

(c) Martin de Bouter
Der 3D Drucker „Kamer Maker“ von Oben (c) Martin de Bouter

SCC: „Ihrer Forschung wurde ein dreijähriger Zeitrahmen gewährt. Wie wird das Projekt im März 2017, am Ende seiner Förderungszeit aussehen?“ Backer: „Wer weiß (lacht). Natürlich haben wir eine Prognose aber wir hoffen, dass sich eine dynamische Baustelle entwickelt, in der die Prozesse natürlich wachsen und verschiedene Partner aus verschiedenen Sektoren zusammen an 3D-Druck in der Architektur forschen. Wir glauben definitiv nicht, dass das Projekt am Ender seiner Förderzeit vorbei sein wird.“

Neue Projekte im 3D Druck

SCC: „3D-Druck ist weltweit auf dem Vormarsch. Das Architekturbüro ‚Foster & Partners‘ hat angekündigt, an kommerziellem Betondruck zu arbeiten. Das Chinesische Unternehmen ‚WinSun‘ hat schon die ersten Gebäude aus Beton gedruckt. Wie beeinflussen diese neuen Projekte ihr Vorhaben?“ Backer: „In erster Linie finden wir diese Entwicklungen toll. Mittlerweile gibt es eine globale Aufmerksamkeit für den 3D-Druck im Gebäudebau. Als wir mit unserem Projekt begonnen haben, dachten viele Leute, dass es das nie geben wird. Jetzt, nach gerade mal einem Jahr, passiert es auf der ganzen Welt. Gleichzeitig sind wir uns deswegen auch sehr bewusst, wie wir uns von anderen Projekten abgrenzen können und was uns einzigartig macht. Wir fokussieren uns auf neue biologisch basierte Materialien, Freiheit der Form und auf Design.“

(c) Marije van Woerden
Die „Baustelle“ (c) Marije van Woerden

SCC: „Sie haben die Baustelle letzten März für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wie viele Menschen besuchen Sie mittlerweile?“ Backer: „Wir empfangen mehr als 1.000 Besucher im Monat. Darunter große Gruppen von Unternehmen und von Schulen. Menschen verschiedenster Disziplinen kommen, um zu sehen, was wir tun. Es ist lustig, denn wir sind ein Architekturunternehmen aber irgendwie auch ein Museum.“

Ein berühmter Gast

SCC: „Bereits letztes Jahr haben Sie über einen größeren Drucker nachgedacht.  Wann würde dieser mit der Arbeit beginnen?“ Backer: „Der steht mittlerweile schon auf unserem Gelände, ist aber noch nicht ganz fertig gestellt. Der ‚KamerMaker 2.0‘ wird speziell von unserem Partner ‚Fiction Factory‘ gebaut. Er wird fünf Meter hoch drucken können, anstatt, wie bisher, drei. Er wird schneller drucken und, weil viele Dinge automatisiert wurden, hoffen wir, dass er selbstständig arbeiten wird. Dann könnten wir ihn rund um die Uhr drucken lassen, was ja eines der großartigen Dinge im 3D-Druck ist.“

(c) Dave de Vaal
US Präsident Barack Obama und Amsterdams Bürgermeister Eberhard van der Laan (c) Dave de Vaal
 

SCC: „Im März 2014 besuchte US Präsident Barack Obama das Canal House. Was war sein Kommentar zu Ihrem Projekt?“ Backer: „Er ist ein großer Fan des 3D-Drucks und sehr daran interessiert diese Prozesse im Bildungsbereich einzusetzen. So weit ich weiß, dachte er, dass dies eine sehr gute Initiative ist.“ SCC: „Was sind Ihre nächsten Pläne?“ Backer: „Wir stellen jetzt die ersten Räume zusammen. Das ist sehr aufregend für uns. Wir beginnen außerdem bald, mit dem zweiten Drucker zu arbeiten. Wir werden also mehr und schneller drucken können. Und wir wollen mehr und mehr Menschen, die sich für 3D-Druck interessieren, in dieses Projekt involvieren.“

Tosja Backer ist Expo Manager des 3D Print Canal House. Davor hat sie als freie Illustratorin in den Niederlanden gearbeitet. Backer hat einen MSc. in Architektur an der TU Delft erworben. Lies wie alles begann: „Das weltweit erste Haus im 3D Druck – Smart Cities Consulting“

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