Kampf mit dem Klimawandel: Linz kühlt sich ab

Stadtentwicklung

30 Städte in Deutschland können sich an Linz ein Vorbild nehmen. Die österreichische Stadt mit etwa 200.000 Einwohnern zeigt, was mittelgroße Städte gegen die Auswirkungen des Klimawandels tun können.

Jedes Jahr wird es wärmer in Linz. Die Durchschnittstemperatur ist seit 1971 um zwei Grad gestiegen. Die Anzahl an tropischen Nächten, mit Temperaturen über 20 Grad Nachts, hat zugenommen und Hitzewellen dauern länger an. „Klimaanlagen werden es nicht auf ewig richten.“ Wilfried Hager leitet die Abteilung Umweltmanagement der Stadt Linz. „Man muss sich überlegen, wie man darauf reagiert. Und das tun wir jetzt.“Über 70°C Abstrahlhitze misst das Gelände der Tabakfabrik in Linz

Gemeinsam mit dem Department für Smart and Resilient Cities des „Austrian Institute of Technology“ (AIT) errechnet Hager an vier Standorten in Linz, wie Antworten auf die Auswirkungen des Klimawandels aussehen könnten. Es gilt viele kleine Maßnahmen zu verbinden. Erweiterung der Grünflächen in den zentralen Bereichen, die Entsiegelung der komplett zubetonierten Flächen, damit es mehr Verdunstung geben kann und mehr Bäume in der Stadt, um die Beschattung im öffentlichen Raum zu verbessern.

„Der Plan ist eine Grundlage zu schaffen für ganz Europa.“ Wolfgang Loibl, vom Department „Sustainable Buildings and Cities“ des AIT koordiniert die Teststellen vor Ort. „Jede Stadt mit vergleichbarer Ausgangslage soll anhand unserer Ergebnisse Aussagen über Gefahren des Klimawandels für sie treffen können.“ Zusammengefasst werden die Ergebnisse dann in einem Online-Marktplatz, auf den jede/r Zugriff haben soll. Andere Städte können dann ihre eigenen Projekte hinsichtlich Anpassung an den Klimawandel evaluieren und gemeinsam mit Experten verbessern. Allein in Deutschland könnten davon schon 30 Städte mit vergleichbarer Bevölkerungszahl und Bebauung profitieren.

Ein Marktplatz für die Klimadaten großer Städte

Für Wilfried Hager von der Stadt Linz kommt dieses Projekt zur rechten Stunde. „Das Problem ist ja, dass viele Entscheidungsträger keine genauen Daten haben. Da heißt es dann: ‚Stimmen diese Klimaszenarien denn überhaupt?’ Und dann ist man wieder dabei, das Problem mit Klimaanlagen lösen zu wollen. Dieses Projekt ist eine Hilfestellung und eine Hoffnung, dass man in Zukunft besser argumentieren kann.“

Im Marktplatz des von der EU im Rahmen des Prigrammes Horizon-2020 geförderten Projekts CLARITY sollen die Informationen dann mittels einer Online-Karte leicht verfügbar gemacht werden. StadtplanerInnen können dort ihre Region bis auf Mikroebene aufrufen und Klimagefahren für ihre Projekte abfragen. Unterstützt werden sie dabei von einem Netzwerk an Klimaexperten. Die Vorbereitung für den Marktplatz laufen. Wer von den Auswirkungen des Klimawandels bei Infrastruktur- und Stadtentwicklungs-projekten betroffen ist, kann seine Erfahrungen hier bereits einbringen.

Titelbild: saiko3p / Shutterstock.com

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