Neues Wohnkonzept: Seestadt

Technologie

Im Wiener Randgebiet befindet sich der Stadtteil Seestadt. Früher ein Flugplatz mit Feldern darum, heute eine riesige Baustelle. Das Ziel: Für 20.000 Menschen neuen Wohnraum schaffen.

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Auf der Fahrt mit der U2, begonnen in der Innenstadt bis zur Endstation Seestadt, leert sich der Zug schnell. Lässt man die futuristischen Bürogebäude des Messegeländes und die Wohnblocks hinter sich, wird die Gegend immer ländlicher. Schnellstraßen, Kleingartensiedlungen und weite Felder tauchen auf. Dann plötzlich aus dem Nichts erscheint eine Ansammlung von Kränen und Rohbauten. Beim Verlassen der neu gebauten U-Bahnstation hat man nicht das Gefühl, sich noch in einer Großstadt zu befinden. Karge Landschaft, erdiger Boden und Gestrüpp, das sich im Wind bewegt.

Eine riesige Baustelle (c) DM
Eine riesige Baustelle (c) DM

Seestadt. Die Baukräne schwenken in der Luft, LKWs rauschen durch die engen Sandwege, es staubt entsetzlich und Maschinen lärmen. Bauarbeiter in orangenen Warnjacken hämmern auf den Rohbauten Nägel in die Hauswände, es riecht nach Teer. Hier wird Beton gemischt, dort trinken die Arbeiter Kaffee in der Mittagshitze. Und das tagtäglich. Seit fast vier Jahren.

Vielfalt und Durchmischung

Seestadt Projekt (c) DM
Seestadt Projekt (c) DM

Das 240 Hektar große Projekt Seestadt wird von verschiedenen Baufirmen ausgeführt, die hier ihre „smarten“ Ideen verwirklichen – Beton wird beispielsweise erst vor Ort gemischt und Reste wiederverwertet. Auch die weitere Transport-Logistik sei sparsam und nachhaltig, sagt Thomas Holaus, Projektleiter für Baulogistik und Umweltmanagement. Bislang habe es noch kein Projekt gegeben, bei dem so viel Wert auf die Umwelt gelegt würde.

Auf riesigen Tafeln ist abgebildet, wie es hier Ende nächsten Jahres ausschauen soll. Jeder Wohnblock hat eine andere Form, auch das Material ist verschieden. Es wird einen Campus, der in Wahrheit ein Schulhof ist, einen Kindergarten und diverse Einkaufsmöglichkeiten geben, sodass man sein „Dorf“ gar nicht mehr verlassen muss. Bislang braucht man einiges an Fantasie, sich vorzustellen, wie grün und idyllisch es eines Tages sein soll. Dabei beziehen bereits im August die ersten Bewohner ihre Häuser. Baulärm hin oder her.

Wohnen, Freizeit, Arbeit, Bildung

Auf Gemeinschaft, Partizipation und ein angenehmes, soziales, engagiertes Miteinander wird Wert gelegt. Im „Flederhaus“ kommt man zusammen; kulturelle Veranstaltungen wie ein Open Air Kino und sportliche Aktivitäten wie Drachensteigen sollen das Zusammenleben fördern. Das erkennt man auch an den bereits im Vorfeld geschlossenen Nachbarschaften, die sich die Baufirmen selbst organisierten. Doch natürlich kennen sich nicht alle, da bislang nur ein Teil vermietet ist. Befürchtungen seitens einiger Anrainer in Aspern lassen durchklingen, dass sie sich vor dem mit 70 Prozent vorgesehenen Ausländeranteil fürchten.

Kritik (c) DM
Kritik (c) DM

Weitere Kritik zeigt, dass sich hier seitens der Stadt über die Köpfe der Anrainer hinweggesetzt wird. Auch Gerüchte führen zu Unmut: Manche vermuten, es würde zwar eine Moschee gebaut, nicht aber eine Kirche, andere kritisieren die vielen Tiefgaragen, wobei es doch anfangs hieß, Seestadt werde eine autofreie Zone. Außerdem war die Rede davon, die Häuser würden nur zweistöckig, nun lässt sich aber unschwer erkennen, dass sie vierstöckig oder noch höher gebaut werden.

Fotocredits: DM

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