Tvilight: Straßenlichter „on demand“

Allgemein Energie Technologie

Europas Stromrechnung ist zu teuer. Jährlich zahlen die Länder der Union zehn Milliarden Euro allein für Straßenbeleuchtung – und das obwohl sie vielerorts gar nicht gebraucht wird. Eine niederländische Firma will jetzt Einsparungspotenzial aufzeigen:

Können nur, wenn jemand zusieht: Die "intelligenten Straßenlaternen" von Tvilight leuchten nur, wenn jemand da ist.
Können nur, wenn jemand zusieht: Die „intelligenten Straßenlaternen“ von Tvilight leuchten nur bei Bedarf. Tvilight B.V.

Wenn du bei Nacht aus dem Flugzeug schaust, dann siehst du Autobahnen auf denen keiner fährt, Parkplätze auf denen keiner steht. Und trotzdem ist alles hell erleuchtet.“ Chintan Shah, Student der niederländischen Delft University, hat sich nach so einem Flug gefragt, wie viel das die Europäische Union eigentlich kostet. Das Ergebnis seiner Recherche: Jährlich sind es zehn Milliarden Euro. „Das sind 40 Prozent der gesamten Stromkosten der Länder“, sagt Shah. In Co2 entspräche das 40 Millionen Tonnen – genug um ein Jahr lang 20 Millionen Autos zu betreiben.

Licht dort, wo es gebraucht wird

Die Lösung für dieses Problem ist simpel: „Wir machen das Licht nur an, wenn es gebraucht wird.“ Shah gründete die Firma „Tvilight B.V.“ und entwickelte mit Unterstützung seiner Universität einen Wireless Sensor für Straßenlaternen. „Zuerst ein Mal muss das Licht gedämmt werden. Die Praxis zeigt, dass 60 Prozent der vorherigen Leuchtstärke meistens reichen, damit ein Gefühl der Sicherheit bleibt.“ Wenn sich dann ein Auto, ein Fußgänger oder ein Fahrrad nähert, schaltet der Sensor die Straßenlaterne wieder auf 100 Prozent. Bis zu 80 Prozent der Energiekosten könnten dadurch eingespart werden, sagt Shah. Der Sensor sei darüber hinaus leicht zu installieren. „Plug ‘n Play“, sozusagen.

"Tvilight" Gründer Chintan Shah präsentiert sein Konzept für die P+R Anlage Hoogkerk.
„Tvilight“ Gründer Chintan Shah präsentiert sein Konzept für die P+R Anlage Hoogkerk. Tvilight B.V.

„Das ist aber längst nicht alles“, sagt Shah. „Die Straßenlaternen kommunizieren untereinander.“ Nähert sich ein Objekt, gibt der Sensor ein Signal an seinen Nachbarn weiter, der dann selbst auf volle Leistung schaltet.“ So entsteht eine Allee aufleuchtender Lichter auf dem Weg. Die Möglichkeiten der Kommunikation gehen aber weiter: „Wenn sich beispielsweise ein Krankenwagen nähert, könnten die Lampen programmiert werden rot zu blinken“, sagt Shah. Das würde Autofahrer informieren eine Rettungsgasse zu bilden und Rettungskräften somit wertvolle Sekunden schenken.

Von Bahnstationen und Schlössern

Das System ist schon jetzt ein Renner. Nach erfolgreichen Tests in den Niederländischen Gemeinden Nuenen und Assen wurde es in ersten Gemeinden in Deutschland, Irland, Australien und den USA exportiert. „Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig“, sagt Shah. „Wir arbeiten mit den Niederländischen Bahnunternehmen „Pro-Rail“ und „NS“ zusammen, um Stationen, die Nachts schwach frequentiert sind, effizient zu beleuchten.“ In Deutschland wird das Gelände um das Schloss Basthorst von „intelligenten Straßenlaternen“ beleuchtet. Vor fünf Jahren wäre so eine Installation noch nicht möglich gewesen, sagt Shah: „Später wird man sich ein Mal fragen: Warum gabs das nicht schon früher?“

Fotos: Tvilight B.V.

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