Alle gegen Uber oder: „Das ist erst der Anfang“

Technologie

Uber steht weltweit in der Kritik. Nicht vorhandene Taxischeine seitens der Fahrer und Preiserhöhungen für die User, hin oder her. Viel schlimmer: Sexuelle Übergriffe und Geiselnahmen zeigen die Sicherheitslücken in der neuen Idee, in fremde Autos zu steigen.

Vor vier Monaten berichtete Smart Cities Consulting schon einmal über Uber. Zu dem Zeitpunkt war die App noch recht neu, zumindest mal ein Trend in Deutschland. Doch nach und nach traten Probleme und Schockmeldungen auf, die die User nicht glücklich stimmen. Der Chef des Unternehmens, Travis Kalanick, hat zwar genügend finanzielle Mittel, um sich „freizukaufen“ und wehrt sich auch gern mit Händen und Füßen, aber das geht dann doch eben nicht immer.

Der Mitfahr-Konzern vermittelt Fahrten via Smartphone-App und kassiert dafür eine Provision. Private Fahrer fahren die User von A nach B und verlangen dafür etwa die Hälfte gegenüber gewöhnlichen Taxifahrten – bei bargeldloser Zahlung. Gerade in Städten wie Paris oder New York, in denen es sich als Herausforderung darstellt, ein Taxi zu bekommen, sind die zusätzlichen Angebote gern gesehen. Die Fahrer brauchen hierfür keine Lizenz. Die Taxler beschweren sich, da ihnen die Kunden weggenommen würden, Politiker hingegen finden, die Fahrer bekämen zu wenig für ihre Dienste, Lohndumping ist hier das Schlagwort.

Was ist also Stand der Dinge?

Keine Frage – die App ist beliebt und wird viel genutzt: In London zählt man bereits eine Million Fahrgäste; genutzt wird die App in 270 Städten und wird von Investoren mittlerweile mit rund 40 Milliarden Dollar bewertet. Das Portal Mitfahrgelegenheit.de geht nun auch eine Kooperation mit Uber ein. Und doch wird der Fahrdienst in immer mehr Ländern ausgebremst,  zahlreiche Gerichtsverhandlungen verbieten den Fahrdienst, schränken ihn ein und erlauben ihn am Ende dann doch wieder. In den Niederlanden und China ist Uber Pop jetzt vorläufig zwecks Lizenzverstößen ganz verboten, in Spanien und Südkorea zum Teil. Taxifahrer klagen, Kalanick beschwert sich, sie würden den Fortschritt bremsen. Und kommt damit in der Regel durch.

Dass eine Fahrt an Silvester um sechs Mal mehr kostete, akzeptierten die User, jedoch nicht Vorfälle wie in Indien, wo im Dezember ein Fahrer eine junge Uber-Userin vergewaltigte, der bereits vorbestraft war. Dank eines sich breit machenden Shitstorms ist der Fahrdienst in Neu Delhi verboten. Ist das wirklich die Lösung des Problems? Auch in Chicago wurde eine Mitfahrerin vergewaltigt. In San Francisco hat ein Uber-Fahrer angeblich einen Unfall verursacht, bei dem ein sechs Jahre altes Mädchen ums Leben gekommen ist. Versicherungs- und Haftungsfragen tauchen immer wieder auf.

Dass so gut wie jede App Zugriff auf persönliche Daten wie Kontakte und Standorte hat, weiß man. Und dass diese auch ausgewertet werden, weiß man auch. Aber was genau für Rückschlüsse auf das Konsum- und Nutzerverhalten gezogen werden, ist dann doch etwas schockierend. So analysiert Uber, wer womöglich mit seinem Fahrer einen One Night Stand haben könnte und gibt bekannt, dass das anscheinend in Boston am wahrscheinlichsten sei [Anm. d. Red: Der Blogeintrag auf Uber.com von 2012 ist mittlerweile gelöscht].

Smarte Zukunftspläne

Uber-Chef Travis Kalanick (c) Dan Taylor/Heisenberg Media
Uber-Chef Travis Kalanick (c) Dan Taylor/Heisenberg Media

Kalanick lässt sich nicht unterkriegen – „It’s only the beginning“, kündigte er gestern auf der Digital Life Design Messe in München an. Er möchte mit Uber mindestens 50.000 Arbeitsplätze für bislang Arbeitslose schaffen. Vielleicht können sich ja die Taxifahrer auch gleich bei Uber anmelden, um auf ihre entgangenen Kunden und den damit einhergehenden Lohn zu kommen. Nur von Uber zu leben, „lohnt“ sich für einen, der Hartz IV bezieht, jedenfalls noch immer nicht.

Desweiteren sollen sich Kunden zusammenfinden, die eine ähnliche Route haben. Genannt wird die Autoreduzierung in eine Art Bus-Konvertierung dann Uber Pool. 400.000 Autos sollen somit bald von der Straße verschwinden. Wie die Sicherheitslücken allerdings geschlossen werden sollen und ob es wirklich von allgemeinem Interesse ist, wer sich auf einen ONS einlässt, ist noch immer fraglich, sollte man sich von den horrenden Zahlen überhaupt in die Irre führen lassen.

Fotocredits: GNU Free Documentation License

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