UN-Klimakonferenz: „Die Wirtschaft kann Teil der Lösung sein.“

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Auf der 24. UN-Klimakonferenz in Katowice, Polen, versuchen die Vereinten Nationen den Klimawandel zu stoppen. Ulrike Rabmer-Koller, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), über den Spagat zwischen Wachstum und Umweltschutz.

SCC: Vom 03. Bis 14. Dezember treffen sich die Vereinten Nationen im polnischen Katowice zur 24. Klimakonferenz. Im Vorfeld hat eine Vielzahl an Studien davor gewarnt, dass die Welt wissentlich auf eine Katastrophe zusteuert. UN-Generalsekretär Antonio Guterres spricht von eine Frage von „Leben und Tod“. Ulrike Rabmer-Koller, was erwarten Sie sich von der Klimakonferenz in Katowice?

Rabmer-Koller: Der Kampf gegen die Klimaerwärmung ist auch aus Sicht der Wirtschaftskammer Österreich eine unbestrittene Mega-Herausforderung. Wir begrüßen daher die Führungsrolle der EU, die sie auf globaler Ebene innehat. Die Wirtschaft kann Teil der Lösung sein. Europas Mission ist es, den globalisierungsfähigen Blueprint eines klimaverträglichen Wirtschaftsmodells zu liefern. Nur so ist die für das Pariser Klimaabkommen erforderliche Hebelwirkung zu erzielen. Leider gibt es derzeit kaum Anzeichen, dass andere Wirtschaftsräume sich an die jetzt schon einsame europäische Position annähern wollen. Ziel dieser Klimakonferenz muss es sein, dass die Ambition Europas auch von anderen wichtigen Playern der Welt an den Tag gelegt wird. Brasilien und Australien schlagen leider gerade eine anderen Weg ein. Die Herausforderungen, denen sich die Verhandler der Vertragspartnerstaaten stellen müssen, sind enorm.

Österreich im internationalen Fokus

SCC: Vor der UN-Klimakonferenz COP 24 in Polen war Österreich in aller Munde. Bundeskanzler Sebastian Kurz ist auf dem Cover des aktuellen Time-Magazine. Bundespräsident Alexander van der Bellen hat einen europäischen Appell für den Klimaschutz gestartet. Mit ihm gemeinsam haben Sie den Österreich Pavillon auf der Konferenz eröffnet. Wie werden Sie mit dieser erhöhten Aufmerksamkeit für Österreich umgehen?

Rabmer-Koller: Ziel des österreichischen Auftritts bei der COP 24 ist es die Innovationskraft und das breite Angebot der österreichischen Wirtschaft im Bereich Umwelttechnik, erneuerbare Energien und nachhaltiger Ressourcenumgang, gemeinsam mit wichtigen Institutionen und Forschungseinrichtungen vorzustellen. Uns ist es auch ein großes Anliegen, aufzuzeigen, dass die Wirtschaft nicht das Problem, sondern durch innovative Technologien die Lösung ist.

Unternehmen fördern Klimaschutz

SCC: Die Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich wird mit einem Pavillon auf der Konferenz vertreten sein. Der Fokus liegt auf dem Energiesektor und dem Klimaschutz. Welche österreichischen Ideen wollen Sie bei der Klimakonferenz COP 24 präsentieren?

Rabmer-Koller: Auf einer Ausstellungsfläche von knapp 150m², werden insgesamt 43 österreichische Unternehmen und Institutionen vielseitige Lösungen zum Klimaschutz, Energie und Umwelt vorstellen. Während der zwei Wochen dauernden Konferenz ist ein umfangreiches Programm aus Präsentationen und interaktiven Fachvorträgen aus Wirtschaft, Forschung und Wissenschaft aber auch dem öffentlichen Sektor geplant. Innovative Umwelttechnologien sind der Schlüssel für die Erreichung der Klimaziele. Neben österreichischen Unternehmen präsentieren unter anderem auch Institutionen wie der Klima- und Energiefonds, klimaaktiv, die TU Wien, die Technische Universität Graz, die österreichische Energieagentur, das AIT Austrian Institute of Technology und die Wirtschaftsagentur Wien wichtige Projekte für den Klimaschutz am Österreich Pavillon.

Ein Trend zur Re-Polonisierung

SCC: In einem Bericht der Außenwirtschaft wird auf einen Trend zum wirtschaftlichen Nationalismus bzw. zur „Re-Polonisierung“ wichtiger Sektoren der Wirtschaft in Polen hingewiesen. Ein Beispiel ist die Exit-Steuer, die ab 2019 in Kraft tritt. Mit dieser Steuer sollen Unternehmen oder wohlhabende Privatpersonen belastet werden, wenn sie Kapital oder Produktionskapazität aus dem Land abziehen. Wie schätzen Sie derzeit die Lage für österreichische Geschäfte in Polen ein?

Rabmer-Koller: Die Lage für Geschäfte in Polen ist ungebrochen gut, es gibt eine gute Konjunktur mit einem BIP-Wachstum zwischen 4,5 und 5 % p.a. [„pro Jahr“ Anm. d. Red.]. Als einzige Konjunkturbremse muss man derzeit die niedrige Arbeitslosenrate ansehen, sodass bereits 1,5 Millionen Ukrainische Bürger in Polen arbeiten. Das Wachstum der österreichischen Exporte nach Polen in den ersten 8 Monaten dieses Jahres lag bei plus 17,5% – Polen ist damit an achter Stelle unserer wichtigsten Exportmärkte.

Nachhaltig und ökonomisch erfolgreich

SCC: Sie sind im Februar dieses Jahres in die Expertengruppe „Industrie 2030“ der Europäischen Kommission gewählt worden. Ziel der Gruppe ist, Europas Industrie weltweit wettbewerbsfähiger zu machen. Wie verbinden Sie Ihre Ziele mit dem Klimaschutz?

Rabmer-Koller: Europa kann für den Klimaschutz am meisten bewirken, wenn es globaler Technologieführer wird und gleichzeitig prosperierender Wirtschaftsstandort bleibt. Unser Umgang mit Energie soll ein Vorbild eines nachhaltigen und innovativen Modells werden, dem andere Wirtschaftsräume der Erde nacheifern, weil er auch ökonomisch besonders erfolgreich ist. Dafür müssen aber die geeigneten Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dies bedeutet, dass neben dem Klimaschutz auch besonderes Augenmerk auf Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und entsprechend ausgebildete Beschäftigte gelegt wird. Die Standortqualität ist also entscheidend, um auch erfolgreich im Klimaschutz sein zu können.


Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) vertritt über 500.000 Mitgliedsbetriebe. Als Interessensvertretung der UnternehmerInnen setzt sie sich für eine wirtschaftsfreundliche Politik ein, berät UnternehmerInnen und versucht den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken.

Ulrike Rabmer-Koller ist seit 2015 Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich. Im Jahr 2016 übernahm sie die Präsidentschaft des europäischen KMU-Verbandes SMEunited. Im Februar 2018 wurde sie in die Expertengruppe „Industrie 2030“ der Europäischen Union aufgenommen. Auf der UN-Klimakonferenz COP 24 in Katowice, Polen, hat sie gemeinsam mit Bundespräsident Alexander van der Bellen den „Österreich Pavillon“ der Österreichischen Außenwirtschaft eröffnet.

Foto Titel: szewo.com / Shutterstock.com

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