Vorbereitung auf den Blackout

Energie Stadtentwicklung

Ein Kurzschluss und eine ganze Stadt liegt lahm. Was in Amsterdam passiert ist, zeigt, wie verletzlich komplexe Systeme wie Städte sind. Und wie abhängig von Strom. Wir haben mit jemanden gesprochen, der den Ernstfall beruflich probt.

Die Polizei regelt den Verkehr. „Ampelsystem 1.0“ schreibt der niederländische Fernsehreporter Rik Konijnenbelt auf Twitter

27. März 09:37. Ein Kurzschluss in einem Umspannwerk in der Gemeinde Diemen führt dazu, dass die niederländische Hauptstadt Amsterdam und weite Teile Nordhollands keinen Strom mehr haben. Rund eine Millionen Haushalte sind betroffen. Ampeln fallen aus, Züge bleiben stehen. Die Polizei schickt alle verfügbaren Beamten auf Streife, weil viele Sicherheitssysteme nicht funktionierten. Der Flughafen Schiphol stellt vorerst den Betrieb ein. In Holland ist Blackout.  

Problem einer zunehmend vernetzten Gesellschaft

Der Vorfall zeigt, wie abhängig Europas Städte von einer regelmäßigen Stromversorgung sind. Schon ein Rückgang um 30 Prozent führt zu ernsthaften Problemen, sagt Tony Frisch vom Department für auswärtige Angelegenheiten in der Schweiz. Im November vergangenen Jahres hat er und sein Team ein landesweites Notfallszenario durchgespielt. 48 Stunden Stromausfall, eine dreimonatige Mangellstromlage (Nur 70% der regulären Versorgung), sowie eine Grippepandemie mit zwei Millionen infizierten.

Toni Frisch ist Botschafter und Projektleiter der landesweiten Notfallübung in der Schweiz. (c) Daniel Rihs
Toni Frisch ist Projektleiter der Sicherheitsverbundsübung in der Schweiz. (c) Daniel Rihs

„Haben Sie BLACKOUT gelesen?“, fragt Frisch. „Dann wissen Sie schon einges.“ Die Verwundbarkeit moderner Gesellschaften habe sich durch die zunehmende Vernetzung im Versorgungs-, Kommunikations- und Transportbereich deutlich erhöht. Ein Beispiel: Im Detailhandel wird ein Grossteil der Güter „just in time“ geliefert. Die meisten Grossverteiler und Detailhandelsgeschäfte wären bei einem längeren Stromausfall „schon nach zwei Tagen ausgeschlossen“, sagt Frisch. Auch die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems sei eine grosse Herausforderung.

Notvorrat für den Ernstfall

Gleichzeitig ist eine gute Vernetzung die einzige Lösung für solche Notsituationen. Behörden und Betreiber kritischer Infrastrukturen müssen zusammenarbeiten und vor allem vorbereitet sein. „Das Bewusstsein ist ein erster Schritt und der Schutz wichtiger Prozesse einer Gesellschaft der Zweite“, sagt Frisch. Für den Schlussbericht der Notfallübung, den er Ende April dem Bundesrat und den Regierungsräten unterbreitet, wird er verschiedene Empfehlungen machen. Darunter fällt, dass alle Haushalte einen zehn Kilo Notvorrat anlegen sollten.
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In Amsterdam endete der Blackout wieder nach wenigen Stunden. Um 12:30 sendet der Übertragungsnetzbetreiber Tennet einen Tweet. Das Stromnetz funktioniert wieder. Was bleibt, ist das Bewusstsein für die Verletzlichkeit der eigenen Lebenswelt.
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Wollen Sie mehr wissen? Wir haben mit Harald Katzmair von FAS-Research über die Bedeutung von Netzwerken im Krisenfall gesprochen: Resilienz in Städten
 
 
Foto Titel: Ronaldo Quercia
Facebook: Shawn Carpenter

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