Was das Gasfeld „Zhor“ für Europa bedeutet

Energie

Das italienische Energieunternehmen ENI hat das bisher größte Gasvorkommen im Mittelmeer entdeckt. Was ändert sich nun auf dem europäischen Energiemarkt?

Am 17. März 2015 trafen sich Ägyptens Minister für Erdöl und der Generaldirektor der russischen Gazprom LNG zur Unterzeichnung eines Vertrags. Für die nächsten fünf Jahre wird das unter einer Energiekrise leidende Ägypten Gas von dem russischen Unternehmen kaufen, um den steigenden Energiebedarf im eigenen Land zu decken. Sieben Schiffsladungen pro Jahr werden Ägypten erreichen, was über 1.000 m3 an flüssigem Gas entspricht. Ägypten, das jahrelang Energie exportierte, ist zu einem Importeur geworden.

Knapp ein halbes Jahr später, am 30. August 2015, gibt der italienische Energieversorger ENI bekannt, dass größte Gasvorkommen im Mittelmeer in ägyptischen Gewässer entdeckt zu haben. Die geschätzte Menge an Gas ist derart groß, dass dieses Feld allein Ägyptens Energiebedarf über Jahrzehnte stillen könnte – oder es ermächtigen könnte wieder Energie zu exportieren.

Das Gasfeld im Shorouck Block im Mittelmeer

Das Gasfeld im Shorouck Block im Mittelmeer (c) EGAS
(c) EGAS

Davor braucht es aber wesentliche Investitionen. Denn: Auch vor der Entdeckung des Gasfeldes „Zohr“ im Shorouck Block vor Kairos Küste, zählte das Land zu den größten Förderern von Gas in Afrika. Deshalb soll ENI, das Förderechte in Ägypten besitzt, nun etwa drei Milliarden Euro in die Hand nehmen, um die Förderung zu ermöglichen, so der Chef des staatlichen ägyptischen Energieversorgers EGAS. ENI schließt nicht aus, diese Summe durch Anteilsverkäufe des neu entdeckten Feldes aufzustellen. „Die Tür dafür steht offen“, so ENIs Konzernchef gegenüber der italienischen „La Republica“.

Ägypten braucht Investitionen innerhalb seines Energiesektors und steht diesen zunehmend offen gegenüber. Im Mai 2015 gaben EGAS und die ägyptische General Petroleum Corporation bekannt, dass private Anbieter staatliche Infrastruktur nutzen dürften, um Gas zu transportieren und zu verkaufen. Es ist unwahrscheinlich, dass „Zohr“ etwas an diesen Entwicklungen ändern wird. Derzeit sind Investitionen in diesem Sektor in Ägypten sehr gefragt.

Für Endkunden wird sich allerdings nicht viel ändern. Der Preis für Energie ist aufgrund des Überangebots auf dem Markt schon jetzt niedrig. Zusätzliche Abgaben wie Transportkosten und Steuern lassen den Verbraucher nicht an den tiefen Marktpreisen teilhaben.

Links:
Mitteilung Vertragsabschluss mit Gazprom LNG
Ägypten öffnet Energiemarkt für private Anbieter 
Ägyptisches Ministerium für Rohöl

Titelbild: (c) ENI

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