Lithiumabbau: Bolivien und Chile im „Goldrausch“
Es wird das „weiße Gold Südamerikas“ genannt. Deutschland hat sich den Zugang zu einer riesigen Lithiumlagerstätte in Bolivien gesichert. Die beiden Länder haben im Dezember eine Partnerschaft für die industrielle Nutzung von Lithium besiegelt, um im beginnenden Zeitalter der Elektroautos weniger abhängig von asiatischen Marktführern zu werden. Lithium ist der wichtigste Rohstoff für die Herstellung von Batteriezellen.
Das Interesse an Batteriemetallen wie Kobalt, Nickel und Lithium steigt in den letzten Jahren vehement, da die Automobilindustrie angesichts strengerer Emissionsvorschriften immer mehr Elektroautos bauen und schädliche Abgase aus Fahrzeugen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, reduzieren will. Lithium ist das leichteste Metall auf der Erde und zählt zu den nicht nachwachsenden Rohstoffen.
Deutschland will sich hier so schnell es geht, die Rechte sichern, um führender Produzent von Batteriezellen zu werden. Und dazu wird eben eine Menge Lithium benötigt. „Die deutsche Industrie ist daher gut beraten, ihren Bedarf an Lithium frühzeitig zu decken, um nicht in Rückstand zu geraten und in die Abhängigkeit zu geraten“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im Dezember.
Das bolivianische Staatsunternehmen YLB kooperiert mit dem deutschen Privatunternehmen ACI Systems und entwickelt eine Lithiumhydroxid-Anlage im Salar de Uyuni sowie eine Fabrik für Elektrofahrzeugbatterien im bolivianischen Potosí unweit von Uyuni. Ziel des Gemeinschaftsunternehmens ist es, ab 2022 über einen Zeitraum von 70 Jahren bis zu 40.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr zu produzieren, wovon wiederum der Großteil nach Deutschland gelangt.
Zunächst werden etwa 40 Quadratkilometer der bolivianischen Salzwüste industriell ausgebeutet, doch Einheimische befürchten bereits, dass das Land in einen unaufhaltsamen „Goldrausch“ kommen wird.
Der größte Lithium-Produzent in Chile ist SQM, ein Konzern in den Händen der kanadischen Potash Corporation of Saskatchewan (PCS) und einem chilenischen Unternehmer. Er erzeugt jährlich 21.000 Tonnen Lithium-Karbonat. Das zweitgrößte Unternehmen ist die US-amerikanische Sociedad Chilena del Litio (SCL). Zusammen erzeugen diese Firmen derzeit 58 Prozent des weltweit gewonnenen Lithiums.
Übrigens befindet sich das größte Lithiumvorkommen Europas in Österreich – auf der Koralpe.
Umweltschäden in Chile bereits erkennbar
Die größten Lithium-Vorkommen befinden sich im sogenannten „Lithium-Dreieck“ zwischen Bolivien, Argentinien und Chile. Beim Vernichten der Naturflächen werden unabdingbar große Schäden entstehen. In der chilenischen Atacama-Wüste, einem weiteren großen Lithium-Lager, wirkt sich der Abbau bereits negativ auf die Wasserreserven aus. Pumpen befördern mineralhaltiges Grundwasser in künstliche Becken. Das Wasser verdunstet mit der Zeit und übrig bleibt ein Lithium-Konzentrat. Das gezielte Verdampfen des Wassers zur Erhöhung der Lithium-Konzentration in den riesigen Becken führt dazu, dass der Spiegel sinkt und nicht nur die Flussläufe, sondern auch Wiesen und Feuchtgebiete austrocknen. Auf früheren Ackerflächen gedeiht gar nichts mehr. Das Ganze geschieht, ohne eine Vorkehrung getroffen zu haben, also bspw. es aufzufangen oder wieder dem Grundwasser zuzuführen, so die Umweltschutzorganisation Global 2000. Nicht nur das Tierreich, sondern auch die ansässige, zum Großteil indigene Bevölkerung leidet nun unter Wassermangel. Und nicht nur das: Ihr wird auch das „eigene“ Land weggenommen und Menschen bzw. ihr Zuhause werden geopfert. Denn ursprünglich gehörte das Atacama-Gebiet den Menschen aus der Gegend.
Weiterer Aspekt ist der Staub, der bei der Lithium-Förderung entsteht und der eine hohe Mengen an Mineralien, insbesondere Lithiumcarbonat beinhaltet. Er verteilt sich auf umliegenden Weideflächen und Schutzgebieten. Der Staub bringt Gesundheitsprobleme mit sich und verschmutzt Böden und Gewässer. Hinzukommen teilweise unwürdige Arbeitsbedingungen für die Menschen, die sich der Lithium-Gefahr aussetzen. Ein hoher Preis für die scheinbar saubere Elektromobilität.
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