Grün statt grau: Urban gardening
Die Zeiten, in denen man wahllos ins Kühlregal griff, sind vorbei. Konsumenten möchten genau wissen, woher ihr Essen kommt und was drin steckt. Urban gardening ist für viele eine prima Lösung.
Im eigenen Balkonkasten Kräuter sprießen zu lassen und im Garten oder in öffentlichen Beeten Gemüse anzubauen macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch Mensch, Tier und Natur. Landwirtschaft wird im Umland und nicht in der Stadt betrieben, meist nicht mal im eigenen Land. Durch zunehmenden Konsum in der heutigen Gesellschaft, fehlt vielen das Bewusstsein für ursprünglichen Anbau, weil alles in Massen produziert wird, um die Preise möglichst niedrig zu halten. Obst und Gemüse sehen unnatürlich „schön“ aus, immer reif, sodass der Käufer sofort hineinbeißen möchte. Pralle Äpfel und knallrote Tomaten verbinden wir mit Positivem wie Gesundheit und Schlankheit. Das ist der Effekt, den die Verkäufer erreichen möchten, denn wer mag schon leicht bräunliches Obst, das halb verfault ausschaut? Jedoch hat das nichts mehr mit der Natur zu tun, da viele Lebensmittel gentechnisch verändert sind. Wer weiß überhaupt noch, wann Tomaten eigentlich Saison haben? Da wir alle Produkte das ganze Jahr über kaufen können, geht dem Verbraucher beim Einkaufen das Gefühl für die Jahreszeiten verloren.
Was ist wirklich drin?
Gemüse aus dem Treibhaus ist oft stärker mit Nitrat belastet als Pflanzen, die im Freien wachsen. Wie viele Pestizide auf dem Gemüse insgesamt verteilt werden und welche Krankheitserreger übertragen werden, weiß keiner genau – „Bio“ zu kaufen, reicht oft nicht. Die Verbraucherstudie Consumers‘ Choice 2013 zeigt, dass immer mehr Konsumenten gesunde und fair gehandelte Lebensmittel den billigen vorziehen. Der Bedarf an Nahrungsmitteln, die umweltverträglich und sozial gerecht produziert werden, steigt vehement.
City farming oder urban gardening heißt der neue Trend, der unser Leben auf dem Gebiet der Ernährung beeinflusst und das Bewusstsein für natürlichen Anbau zurückholen soll. „Selfie-Bauern“ bepflanzen die Stadt und ernten ihr Essen in geteilten Selbsternte-Parzellen oder im eigenen Beet. Verschiedene Projekte beweisen, dass der do-it-yourself-Anbau funktioniert. In Millionenstädten wie London, Berlin oder Paris sprießt es bereits und auch in Wien gibt es sog. Nachbarschaftsgärten, die wie die Pflanzen selbst, immer weiter wachsen. Sie stehen unter dem Motto „gemeinsam garteln verbindet“.
Think globally, act locally
Vielleicht kann die neue Anpflanzungsform auch globalen Problemen wie Armut und Klimawandel entgegenwirken. Durch lokale Nahrungsmittelherstellung kann sich der Konsument unabhängig von steigenden Preisen machen und Insekten mit blühenden Pflanzen etwas Gutes tun. Städtische Gewächshäuser und vermiedener Transport sparen CO2-Ausstöße und Energie.
Spannend ist der Aspekt Slow Food vs. Fast Food. Diese Gegenbewegung beschreibt das Sich-Bewusstmachen von Nahrung und wird mit den Worten „gut, sauber und fair“ definiert. Die ursprünglich aus Italien stammende Bewegung bemüht sich um die Erhaltung der regionalen Küche mit lokalen tierischen und pflanzlichen Produkten. Genuss und Qualität stehen im Vordergrund. Die Idee wurde bereits von mehreren Städten aufgenommen und programmatisch in Deutschland, Großbritannien, Norwegen und Spanien umgesetzt.
Jede Stadt oder Gemeinde sollte urban gardening-Projekte fördern und ihren Bewohnern die Vorteile klarmachen. Aus ungenutzten Stadtbrachen lässt sich so viel kreieren, das fortschrittlich und nachhaltig ist!
Fotocredits:
Schreibe einen Kommentar